Streit unter Ehegatten – kann ein Mediator helfen?

Nicht immer verläuft eine Ehe friedlich und harmonisch. Konflikte und Auseinandersetzungen gehören zu jeder Ehe dazu. Täglich müssen Ehepaare eine Vielzahl von Entscheidungen treffen. Dies können weitreichende und wichtige Entscheidungen sein, wie beim Hausbau oder bei Fragen, welche die Kindererziehung betreffen. Es können aber auch scheinbar banale Entscheidungen sein, wie der Kauf eines neuen Küchentisches. Sobald die Ehegatten unterschiedlicher Meinung sind und ihren Standpunkt vehement vertreten, kann dies zum Streit führen.

Das ist natürlich und gehört ebenso zu einer Ehe wie das harmonische Miteinander. Kritisch für die Beziehung wird es, wenn Ehepaare nicht mehr in der Lage sind, bestimmte Konflikte selbstständig zu lösen. So sind die Konfliktpotenziale zwischen Ehegatten zahlreich und vielgestaltig. Manche Streitthemen können sich über die Jahre „hochgeschaukelt“ haben, sodass die Fronten derart verhärtet sind, dass keine Einigung mehr möglich scheint.

In besonders komplexen und/oder emotionalisierten Situationen, in denen die Eheleute keine konstruktive Gesprächsbasis mehr finden, kann eine neutrale und außenstehende Person helfen, den Streit beizulegen. Sensible Konfliktfelder beim Streit unter Ehegatten sind etwa Eifersucht und Treue, gegenseitiges Verständnis und Anerkennung, Geld und Finanzen oder Fragen der Kindererziehung.

Die Mediation stellt hier ein geeignetes, freiwilliges Verfahren dar. Mediation als außergerichtliches Konfliktlösungsverfahren greift beispielsweise auf moderne psychologische Erkenntnisse der Problemlösung sowie auf die Ergebnisse der Verhandlungsforschung und der Familientherapie zurück. Die Konfliktparteien lösen ihren Streit eigenverantwortlich und werden hierbei durch einen ausgebildeten Mediator unterstützt. In Deutschland ist Mediation als konstruktives Vermittlungsverfahren bei Konfliktfällen bereits etabliert und findet immer mehr Zuspruch.

Die Aufgabe des Mediators besteht darin, das Verfahren zu leiten, einen vertraulichen Rahmen zur Durchführung zu schaffen und die geeigneten Kommunikations- und Streitbeilegungstechniken in der Zusammenarbeit mit den Medianten anzuwählen. Mit seiner Hilfe werden die unterschiedlichen Standpunkte und Bedürfnisse der Medianten erarbeitet und gegenübergestellt. Dabei urteilt und bewertet der Mediator nicht, sondern wahrt als allparteiliche dritte Person die Interessen beider Ehepartner.  Nach diesem Schritt entwickelt das Ehepaar verschiedene, individuelle Lösungsstrategien zur Beilegung ihres Konflikts. Der Mediator hilft den Eheleuten bei der Bewertung der gefundenen Strategien, wobei auf die Realisierbarkeit und die Tragfähigkeit der Lösungswege geachtet wird. Mit der Unterstützung des Mediators gelangen die Ehegatten zu einer zukunftsweisenden Vereinbarung, die den Belangen beider Parteien gerecht wird. Die Vorteile eines solchen Verfahrens liegen in der Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmtheit der Konfliktparteien.  So wird die Mediation in der Regel auch als fair und nachvollziehbar von den Medianten empfunden.

Zum Abschluss einer Mediation werden die Ergebnisse in der Regel schriftlich zusammengefasst und festgehalten. Beide Ehegatten müssen dem Inhalt und der Formulierung dieser verbindlichen Abschlussvereinbarung zustimmen.  Die Mediation findet heute in vielen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung. Dies können Streitigkeiten in der Familie sein, welche bis hin zur Trennung und Scheidung reichen. Aber auch in der Schule und in der Wirtschaft wird Mediation als effektives Verfahren zur Konfliktlösung eingesetzt. Zu erwähnen ist hier auch die gerichtsnahe Mediation, durch die sich unter Umständen ebenfalls zeit- und kostenaufwendige Gerichtsverfahren vermeiden lassen.