Kann Mediation die Ehe retten?

Zugegeben, die Frage klingt provokant. Gleichwohl findet sie heutzutage mehr Berechtigung denn je. Kann die Mediation eine Ehe retten?

Streit kommt in den besten Familien vor. Bei den vielfältigen Belastungen und Anforderungen, denen eine Ehe heute standhalten muss,  ist ein Streit unter Eheleuten auch sicher nichts Ungewöhnliches.

Doch was, wenn es bei den Ehegatten nicht bei einzelnen Streitgesprächen bleibt? Wenn der Konflikt keine Ausnahme mehr, sondern die Regel ist und Gespräche häufig nur noch in scheinbar nichtlösbaren Auseinandersetzungen enden? Dies ist eine äußerst belastende Situation für die Eheleute und häufig auch für das familiäre Umfeld wie Kinder, Eltern oder Großeltern. Scheinbar unlösbare und sich immer mehr zuspitzende Streitigkeiten können letztlich sogar die Existenz einer Ehe bedrohen und in einer Scheidung enden. Doch was können Ehepaare, deren Gespräche derart konfliktgeladen sind, tun?

In diesem Fall kann dem Paar ein ausgebildeter Mediator helfen. Dieser  fungiert als Vermittler zwischen den Medianten – also hier den Ehegatten.  Leider gelangen Paare nicht selten an einen Punkt, an dem bestimmte Streitthemen so festgefahren sind, dass diese nicht mehr ohne Hilfe von außen und damit der Hilfe einer dritten Person bewältigt werden können. Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Mediation ist dabei die freiwillige Teilnahme an dieser und die Bereitschaft, sich auf konstruktive Gespräche einzulassen.

Doch was genau geschieht bei einer Mediation? Während der ersten Sitzung werden die Medianten über die Rolle des Mediators, den organisatorischen Rahmen und den Ablauf einer Mediation aufgeklärt. So kann der Mediator als allparteilicher Interessenvermittler angesehen werden, der die Konfliktparteien bei der Suche nach einer fairen und auch praktikablen Konfliktlösung unterstützt. Im gemeinsamen Gespräch mit dem Mediator wird geklärt, welche Wünsche und Ziele die Medianten mit einer Mediation verbinden und ob diese auch umsetzbar sind. So ist ein Mediator beispielsweise nicht mit der Person eines Psychologen zu verwechseln. Die von den Ehepartnern formulierten Ziele werden in einer Mediationsvereinbarung festgehalten und dienen als Grundlage für das weitere Verfahren.

In der folgenden Mediation bekommen nun beide Ehepartner zunächst die Möglichkeit, die eigene Sichtweise und Meinung zu dem Konflikt darzustellen und zu äußern. Dazu gehört es, sich über die individuellen Gefühle und Bedürfnisse klar zu werden, aber auch die des Partners wahrzunehmen. Anschließend unterstützt der Mediator die Ehegatten dabei, ein konstruktives Gespräch zu führen. Dabei verzichtet er auf eigene Vorschläge, stattdessen leitet er das Paar an, gemeinsame Konfliktlösungen zu suchen und zu finden. Die gefundenen Lösungsstrategien werden anschließend unter bestimmten Aspekten begutachtet. Welche Vor- und Nachteile bieten die einzelnen Lösungsmöglichkeiten und wie sind diese zu bewerten? Inwieweit sind die gefunden Lösungsansätze realisierbar und welche langfristigen Folgen können erwartet werden?

Zum Abschluss einer Mediation werden alle selbstverantwortlich gefundenen Lösungsmöglichkeiten miteinander verglichen. Die Ehepartner wählen mithilfe des Mediators eine für sie sinnvolle, praktikable und zukunftsweisende Strategie aus. Dabei können verschiedene Ansätze auch kombiniert werden. Der Mediator wird während dieser Phase darauf achten, dass die Ziele der Medianten auch mithilfe der ausgewählten Lösungsmethode erreicht werden können.

In einem letzten Schritt werden die Ergebnisse -also der von den Ehegatten selbstständig  erarbeitete Lösungsweg- in einer Abschlussvereinbarung rechtsverbindlich festgehalten. Dies geschieht in schriftlicher Form.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Mediation eine moderne Art der Konfliktlösung darstellt. Sie bietet nicht nur Lösungsansätze für den familiären Bereich, sondern findet auch Anwendung in der Schule, der Wirtschaft und im öffentlichen Bereich.

Übertragen auf das Familienrecht und die Ausgangsfrage kann man sagen, dass ein Mediationsverfahren in zahlreichen Fallkonstellationen ein effizientes Mittel darstellt, um eine zerrüttete Ehe zu retten. Doch eine Mediation bedeutet zunächst eine Initiative der Ehegatten. Diese müssen sich dem freiwilligen Verfahren unterstellen und den Willen zur Änderung von festgefahrenen Verhaltensmustern aufbringen. Auch müssen sich die Ehepartner darüber im Klaren sein, dass eine Mediation aktive „Mitarbeit“ und „Anstrengungen“ mit sich bringt. Wem aber ernstlich an der Rettung der Ehe gelegen ist, der findet im Mediationsverfahren einen effizienten Weg aus einer Sackgasse, der nicht selten neue Impulse offeriert.